“Der Junge und der Reiher” von Hayao Miyazaki hat den Oscar 2024 als bester Animationsfilm gewonnen. Das wurde während der 96. Verleihung der Oscars am gestrigen Abend bekannt gegeben. Für Miyazaki und sein Studio Ghibli ist es nach “Chihiros Reise ins Zauberland” (Spirited Away”, 2003) der zweite Oscar für sein Werk.
Dass Miyazaki ein zweites Mal gewinnen würde, war längst nicht ausgemacht. Auch seinem schärften Konkurrenten “Spider-Man: Across the Spider-Verse” wurden gute Chancen zugeschrieben. “Ich dachte, dass ‘Spider-Verse’ mit seiner eindeutig zeitgenössischen und amerikanischen Thematik leichter zugänglich sein würde, vor allem bei den Wählern der U.S. Academy”, zitiert “The Japan Times” Susan Napier, Autorin der Biografie “Miyazakiworld: A Life in Art”. “Ich war wirklich glücklich, dass das Studio die Liebe und Anerkennung des amerikanischen Publikums zu spüren bekam und die Glückwünsche erhielt, die es für jahrzehntelanges, erstaunliches Filmschaffen verdient.”
Tatsächlich scheint es ein bisschen so, als wollte die Academy Miyazaki auch für sein Lebenswerk ehren. Sein neuestes Werk zeigt noch einmal, wie überzeugend klassisch per Hand gezeichnete Animationsfilme aussehen können. Digitale Effekte kommen zwar vor, werden aber nur sparsam und gezielt eingesetzt. Hätte die Academy ihren Schwerpunkt auf frische, innovative Techniken setzen wollen, hätte der Oscar in diesem Jahr zweifellos an “Spider-Man: Across the Spider-Verse” gehen müssen.
Weder Miyazaki noch sein Produzent Toshio Suzuki waren zur Oscar-Gala angereist, was das Studio Ghibli mit dem fortgeschrittenen Alter der beiden Filmemacher begründete.
Für den japanischen Film wurde die Oscar-Nacht ein Doppelerfolg: Mit “Godzilla Minus One” wurde eine zweite japanische Produktion für die besten visuellen Effekte ausgezeichnet. Der mit gerade einmal rund 10 Mio. Euro produzierte Film setzte sich gegen wesentlich aufwändigere US-Blockbuster durch – eine der wirklich überraschenden Entscheidungen des Abends.